Hilde Benjamin, die erste Justizministerin der Welt, galt den einen als “rote” oder gar “blutige” Hilde, den anderen als Vorkämpferin einer fortschrittlichen Familiengesetzgebung. Während sie einerseits als oberste Richterin der DDR in den fünfziger Jahren politische Schauprozesse inszenierte und Todesurteile verkündete, setzte sie in den sechziger Jahren die rechtliche Gleichstellung der Frauen durch, war sie für viele Betroffene verständnisvolle und einfühlsame Gesprächspartnerin. Wie lassen sich derartige Gegensätze erklären? Was waren die Handlungsmotive dieser außergewöhnlichen Frau an der Macht? Marianne Brentzel, in Westdeutschland aufgewachsen, hat nach intensiven Recherchen den Lebensweg dieser Symbolfigur stalinistischer Justiz rekonstruiert. Sie zeichnet nicht nur ihre Lebensumstände und inneren Beweggründe nach, sondern entwirft zugleich ein politisches Zeitpanorama.