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Wilhelmine Heimburg

Alte Liebe – Meine schönsten Novellen

  • Ирина Осипенкоcompartió una citahace 7 años
    »Nun schlichen die Tage einförmig dahin.
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    Röschen blickte plötzlich mit krausgezogener Stirn ins Leere hinaus. Herr Gott, wie war das doch gleich? Sie hatte vor mehreren Jahren ein sehr lebhaftes Gespräch – um nicht zu sagen Meinungsverschiedenheiten – zwischen Tante und Mama mit angehört, da war von einer Klausel im Testament ihres verstorbenen Vaters die Rede gewesen, betreffend den Fall einer Wiederverheiratung seiner Witwe. »Eine grausame Bestimmung,« hatte Tante Lotte gemeint, für die aber sie doch nicht verantwortlich zu machen sei. Aber die junge Witwe hatte verächtlich gelächelt und gemeint: »Mich ficht sie nicht an, ich heirate ohnehin nicht wieder.«
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    Vater Schumann alterierte sich so, daß dieser Ärger, im Verein mit seinen Bierstudien, einen Schlagfluß zuwege brachte an demselben Tage, wo er erfuhr, welchen Weg sein Sohn eingeschlagen hatte. Blandine beklagte und beweinte ihr doppeltes Unglück und erzählte ihren Kunden in wohlgesetzten Worten von ihrer Verlassenheit und sagte, sie fühle, wie es im Gedichte heiße:

    »O bitteres Los! Wohl hab' ich nie beim Scheiden
    So tiefes Weh, so harten Zwang gewußt,
    Als selbst den Trost des letzten Worts zu meiden. –«
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    Blandine hatte einen andern vom Schicksal erwartet. Ihre Fassungslosigkeit bewies wenigstens, daß er ihrem Ideal nicht entsprach, aber da das Schicksal ihr bis jetzt nicht einmal von ferne einen andern gezeigt hatte, dachte sie an die vielen schönen Bücher, in deren Mitte sie künftig leben sollte, schlug die Augen nieder und lispelte ein verschämtes »Ja!«, wie es dazumal comme il faut war.
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    Ja; er hätte doch jeden Morgen, schon als kleines Gör, die Rundstücke und Tweebacks da köfft, und die Bäckerfroo wär' immer freundlich zu ihm gewesen.
  • Ирина Осипенкоcompartió una citahace 7 años
    »Ach, laß mich doch weinen,« bat sie, »ich war ja eben noch so unglücklich – und nun –«

    »Nun packe deinen Koffer wieder aus, ich packe den meinen. Und weißt du, wo ich hin will? In deine Vaterstadt will ich, das alte Haus in Stand setzen für uns, denn wenn du so denkst wie ich, können wir dort erst so recht glücklich sein, wo die Erinnerung an unsere Jugend wohnt in den traulichen getäfelten Stuben! Und in der alten Marienkirche, deren Turm in unsere Fenster sieht, da wollen wir uns trauen lassen. Nicht?«

    »Ja,« sagte sie, »von dem alten Superintendenten, der neckte mich schon damals immer mit dir. Ach du,« fuhr sie fort, »und der alte liebe Garten, wie wird ihn Else genießen.«

    »Und wir mit!« erwiderte er lachend. »Wir sind auch für uns da. Du weißt ja gar nicht, Lene, wie jung und schön du noch bist!«

    »Aber, Otto!« sagte sie ernstlich abweisend. Doch dann lachte sie, und es klang wirklich ganz jung und glücklich.
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